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Scheibenbremsen vs. Felgenbremsen - Die Vorteile und Nachteile Aufgelistet

22 März 2018

Heute ist es schon fast üblich geworden, auf einem Rennrad mit Scheibenbremsen zu fahren. Letztes Jahr wurde das UCI-Experiment noch eingestellt, aber in diesem Jahr war Marcel Kittel der erste Sprinter in der Tour-Geschichte, der mit Scheibenbremsen eine Etappe gewann. Auch wenn wir uns die neuen Rennrad-Kollektionen für 2018 ansehen, scheint keine Marke noch um Scheibenbremsen herumzukommen. Aber was sind nun die Unterschiede zur herkömmlichen Felgenbremse? Wir besprechen die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Bremssystemen.

Zunächst betrachten wir die Rennrad-Laufräder. Laufräder gibt es mit verschiedenen Arten von Bremsflächen. Die meisten Laufräder sind mit einer Aluminium-Bremsfläche ausgestattet. Das sorgt für eine ziemlich zuverlässige Bremsleistung unter allen Bedingungen.

Scheibenbremsen am Rennrad
Die klassische Aluminium-Bremsflanke.

Es gibt Hersteller, die noch einen Schritt weiter gehen. Sie haben statt einer Aluminium-Bremsfläche, eine spezielle Bremsfläche für eine bessere Bremsleistung entwickelt. Denke dabei zum Beispiel an Mavics Exalith-Bremsflanken, Fulcrums (und Campagnolos) Plasma Electrolytic Oxidation (PEO) oder DT Swiss’ OXiC-Bremsflanke.

Bessere Bremsleistung

Diese bearbeiteten Oberflächen sorgen für eine bessere Bremsleistung, was vor allem bei nassem Wetter spürbar ist. Bei High-End-Carbonlaufrädern ist die Bremsflanke nicht aus Aluminium, sondern aus Carbon gefertigt. Es gibt einen reibungslosen Übergang von der Felge zur Bremsflanke. Das spart, besonders bei Laufrädern mit hohen Felgen, Gewicht und gibt der Felgenoberfläche einen großen aerodynamischen Vorteil.

Scheibenbremsen am Rennrad
Auf dieser Felge ist keine Bremsflanke zu sehen.

Obwohl die Bremsleistung von Carbon-Laufrädern in den vergangenen Jahren stark verbessert wurde, müssen wir sagen, dass Carbon-Laufräder mit einer Carbon-Bremsflanke im Regen immer noch nicht so gut bremsen wie die Aluminium-Variante.

Scheibenbremsen am Rennrad - Eine Carbon-Bremsflanke sieht schön aus, ist aber verschleißempfindlich.
Eine Carbon-Bremsflanke sieht schön aus, ist aber verschleißempfindlich.

Deshalb werfen viele Rennradmarken einen Blick auf die Möglichkeiten, die Scheibenbremsen bei Mountainbikes bieten. Es ist also nicht so seltsam, dass in den letzten Jahren immer mehr Rennräder auf den Markt gebracht werden, die standardmäßig Scheibenbremsen montiert haben.

Scheibenbremsen ermöglichen breite Reifen

Ein weiterer Vorteil von Scheibenbremsen am Rennrad liegt darin, dass immer mehr Rennräder standardmäßig mit breiteren Reifen ausgestattet sind. Die Wahl für breiteres Gummi lässt sich gut erklären. Durch das Aufkommen von immer steiferem Material ist Komfort zum Teil verschwunden.

Stahlrahmen, Ledersättel und Laufräder mit 32 Speichen waren nicht schneller, sorgten allerdings dafür, dass Schwingungen und Stöße von schlechten Straßen besser absorbiert wurden.

Scheibenbremsen am Rennrad
Laufräder für Scheibenbremsen lassen sich mit einer Steckachse, oder dem bekannten Schnellspanner montieren.

Rennradfahrer bemühen sich, gut zu trainieren, vernünftig zu essen und im Windschatten zu fahren, damit sie möglichst frisch ins Finale eines Rennens gehen können.

Im Rennen wird der Körper durch das Auffangen von Stößen und Schwingungen müde, weswegen deine Leistung ein wenig beeinträchtigt wird. Die Lösung ist also mehr Komfort. Ein breiter Reifen kann dabei helfen.

Je breiter der Reifen, desto höher, oder dicker, ist er. Somit hast du eine größere Luftkammer und auch Raum, tiefer einzufedern, was dem Komfort zugutekommt.

Dies ist ein spürbarer Unterschied zwischen 23 und 25 mm Reifen. Breitere Reifen sind also komfortabler. Das ist der erste Vorteil. Und um ein weiteres Vorurteil auszuräumen: Man büßt an Rollwiderstand nichts ein.

Scheibenbremsen am Rennrad
Ein Cyclocrosser mit Scheiben. Ideale Bremsleistung unter allen Bedingungen!

Dieser Trend geht hin zu 28 und 32 mm Reifen. Dazu wird das Felgenbett neuer Laufräder immer breiter, um breitere Reifen ermöglichen zu können. Es handelt sich hier um den anderen starken Trend im Bereich der Laufräder, der neben Reifenbreite auch wieder mit Aerodynamik zu tun hat.

Warum würde man sich für ein Rennrad mit Scheibenbremsen entscheiden?

Durch das Aufkommen der Scheibenbremsen fällt die Funktion der klassischen Aluminium-(oder Carbon)-Bremsflanke weg. Was uns betrifft, ist das eine gute Entwicklung, weil eine Felge an erster Stelle nicht als Bremsfläche gedacht ist, sondern um möglichst geschmeidig und effizient über verschiedene Untergründe zu rollen.

Scheibenbremsen am Rennrad
Scheibenbremsen-Laufrad mit Steckachse.

Was Hersteller sich auch ausdenken, um die Bremsleistung von Felgenbremsen zu verbessern, die Bremsleistung von Scheibenbremsen werden sie nicht erreichen. Scheibenbremsen machen die Laufräder außerdem um ein Vielfaches langlebiger, weil eine verschleißende Bremsflanke der Vergangenheit angehört.

Für Freizeit-Rennradfahrer kann es somit viel interessanter werden, auf Carbon-Laufräder umzusteigen.

Bis vor kurzem war das Gewicht von Scheibenbremsen ein wichtiges Argument, um die Scheiben links liegen zu lassen.

Scheibenbremsen und Gewicht

Gewicht ist ein wichtiger Faktor bei Laufrädern. Denn Laufräder mit einem geringen Gewicht lassen sich spürbar besser beschleunigen und leichter lenken. Und natürlich macht es auch in den Bergen einen großen Unterschied. Übrigens gilt das Gleiche für Laufräder, die besonders steif sind. Eine gute Mischung aus Gewicht und Steifigkeit ist daher extrem wichtig.

Scheibenbremsen am Rennrad
Wie lange noch werden Rennräder mit Felgenbremsen leichter sein?

Ist ein Rennrad mit Scheibenbremsen nun schwerer als eines mit Felgenbremsen? Die Antwort ist zweifach. Ja, das System mit einem Rotor ist etwas schwerer. Nein, denn die Felge benötigt keine Bremsflanke mehr (was für eine weitere Gewichtsersparnis sorgt). Dabei spielt auch eine Rolle, dass sich das Gewicht in einem Laufrad für Scheibenbremsen an einer anderen Stelle befindet als in einem Laufrad für Felgenbremsen. Da sich die rotierende Masse der Scheibe nahe der Laufradmitte befindet, wirst du relativ weniger davon merken, als wenn das gleiche Gewicht an der Außenseite des Laufrads sitzen würde.

Sind Scheibenbremsen oder Felgenbremsen besser für das Rennrad?

Die klassischen mechanischen Felgenbremsen ermöglichen eine einfache Montage und Wartung. Manche Trekkingräder, Reiseräder und Elektro-Fahrräder verfügen über hydraulische Felgenbremsen. Wir gehen jetzt nicht näher darauf ein, denn dieser Bremsentyp kommt auf dem Rennrad nicht vor.

Wenn wir uns die Wirkung von Felgenbremsen anschauen, dann können wir einige Nachteile auflisten. Bei nassem Wetter verlieren sie zum Beispiel einen Teil der Bremsleistung.

Scheibenbremsen am Rennrad
Die klassische Vorderradbremse.

Darüber hinaus sind sie schmutzempfindlich. Natürlich wird man auf dem Mountainbike in den Wäldern eher Schmutz sammeln als auf dem Rennrad. Aber das Ergebnis ist trotzdem: Wenn die Felge schmutzig ist, geht das auf Kosten der Bremsleistung und verschleißen die Bremsflanke und die Bremsbeläge schneller.

Leider sorgt das dafür, dass das Laufrad praktisch unbrauchbar geworden ist, wenn die Bremsflanke in solchem Maße verschlissen ist.

Ein anderer Aspekt, den man nicht übersehen darf, ist der Raum, der zwischen dem Reifen und dem Bremssattel übrig bleibt. Dieser Raum ist ein limitierender Faktor für die maximale Reifenbreite, die man montieren kann. Schutzbleche kommen also nicht in Frage!

Warum würde man sich für Scheibenbremsen am Rennrad entscheiden?

Scheibenbremsen gab es bis vor Kurzem vor allem bei Mountainbikes. Scheibenbremsen sind robust, ziemlich wartungsfreundlich und Disc-Rotoren lassen sich relativ günstig ersetzen.

Scheibenbremsen am Rennrad
Disc-Rotor von Shimano

Scheibenbremsen funktionieren sowohl bei trockenen als auch bei nassen Bedingungen gut. Im Gegensatz zu Felgenbremsen gibt es keine Bremsflanken, die verschleißen oder, schlimmer noch, in einer Abfahrt überhitzen.

Was nachteilig an Scheibenbremsen sein kann: Es gibt nur wenig Raum zwischen den Scheiben und den Bremsbelägen. Das hat zur Folge, dass gleich Reibung entsteht, wenn die Montage am Rahmen oder an der Gabel nicht perfekt durchgeführt worden ist.

Scheibenbremsen oder nicht?

Das endgültige Urteil würden wir gerne dir selbst überlassen. Zum Zeitpunkt des Schreibens sind Felgenbremsen (und -Teile) auf der ganzen Welt zu einem guten Preis verfügbar. Es gibt nahezu keine Kompatibilitätsprobleme. Ein Rennrad-Laufrad mit Felgenbremse passt in praktisch jeden Rennradrahmen. Wir gehen davon aus, dass auch Scheibenbremsen einmal diesen Standard erreichen werden, aber bisher gibt es vor allem bei Radrennen noch manchmal Probleme.

Scheibenbremsen am Rennrad
Ein ziemlicher leerer Anblick.

Das Gewicht von Scheibenbremsen und der dazugehörigen Laufrädern nimmt immer mehr ab, ist aber noch nicht ähnlich dem von Felgenbremsen. Erwartungsgemäß wird sich die Technik weiter entwickeln, solange es Gewichtsfanatiker gibt, die Wert darauf legen.

Scheibenbremsen am Rennrad heißt auch Steckachsen

Darüber hinaus wird sich ein Fahrrad mit Scheibenbremsen und Steckachsen in gewissem Maße steifer anfühlen als die Variante mit Felgenbremse und Schnellspanner. Das hat einen positiven Einfluss auf die Kraftübertragung sowie das Lenkverhalten.

Schließlich ist der Unterschied zwischen einer Felgenbremse und einer Scheibenbremse natürlich auch eine Frage der Ästhetik. Bevorzugst du schöne, hohe Laufräder mit schlanken Naben? Oder gefällt dir das Glitzern der Scheiben?

Scheibenbremsen am Rennrad
Schön oder nicht, so ein Rahmen ohne Auge in der Sitzstrebe?

Die Entscheidung liegt bei dir. Eines steht fest: Der Weg zu Rennrädern mit Scheibenbremsen ist so gut wie unumkehrbar.

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Olle Vastbinder

Olle Vastbinder

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